Auch wir möchten unsere Solidarität mit dem Društvo/Verein Peršman und dem AntifaCamp Koroška ausdrücken!
Gewalt gegen Minderheiten hat in Österreich Tradition, sie begann nicht 1938 und endete auch nicht 1945. Das Massaker des SS- und Polizeiregiments an den Familien Sadovnik und Kogoj stellt einen unfassbar traurigen Höhepunkt der nationalsozialistischen Gewalt gegen die Kärntner Slowen*innen dar. Die kärntnerslowenische Realität während des NS war geprägt von Germanisierungspolitik und Unterdrückung, von Enteignungen, Deportationen und Lagerinternierungen. Und sie war auch geprägt vom Kampf gegen den Faschismus: den Sieg über den Nationalsozialismus verdanken wir auch dem kärntnerslowenischen Widerstand gegen den Faschismus.
Die Gewalt- und Diskriminierungserfahrungen endeten nicht mit der Niederlage NS-Deutschlands und auch in der rechtsextremen Terrorserie der Neunziger wurde die slowenische Minderheit zur Zielscheibe. Mehrere slowenische Einrichtungen in Österreich wurden zum Ziel der Gewalt, unter anderem wurde eine Rohrbombe vor die zweisprachige Volksschule in Klagenfurt/Celovec gelegt. Und das war keineswegs Zufall: Antislawische und speziell antislowenische Rhetorik war zentral in der Ideologie der Terrorist*innen. Diese Rhetorik ist auch nach dem Ende der Terrorwelle nicht aus der österreichischen Gesellschaft verschwunden und hält sich ganz besonders in Kärnten/Koroška.
Der massive und unserer Meinung nach vollkommen absurde Polizeieinsatz am Peršmanhof zeigt, dass es den österreichischen Behörden an grundsätzlichem Verständnis fehlt für die sich seit Jahrzehnten wiederholende Gewalt- und Diskriminierungserfahrung der slowenischen Minderheit.
Wir haben uns sehr gefreut, dass wir einen Input zu unserer Kernthematik am Antifacamp Koroška halten durften und haben den Austausch mit den jungen Antifaschist*innen als äußert bereichernd und wichtig erlebt.
Antifaschistische Bildungsarbeit ist absolut unverzichtbar. Und, wie wir zum wiederholten Mal gesehen haben, ist sie auch nicht ungefährlich. Deshalb wollen wir den Organisator*innen und allen Beteiligten danken für ihren Mut und ihr Engagement.
Eine zentrale Frage in unserer Arbeit ist, wie eine von Solidarität und Aufrichtigkeit geprägte Gedenkkultur aussehen könnte und sollte. In jedem Gespräch, das wir mit Betroffenen, Zeitzeug*innen und Aktivist*innen darüber geführt haben, war der Konsens völlig eindeutig: Die Erinnerung an kollektiv erlebte Gewalt muss von den Angehörigen des Kollektivs gestaltet werden dürfen. Eine „Top-Down“-Gedenkkultur ist nichts als ritualisierte Fassade.
Auch in diesem Kontext müssen wir ganz klar feststellen: Dass die kärntner Exekutive erklärt, ein von jungen Kärntnerslowen*innen veranstaltetes, antifaschistisches Bildungscamp wäre ein sittenwidriger Umgang mit der Gedenkstätte am Peršmanhof, ist an Absurdität nicht zu übertreffen.
Diesen Donnerstag findet in Wien eine Kundgebung gegen die Kriminalisierung von Minderheiten und Antifaschismus statt:
Kundgebung: Finger weg vom Peršmanhof – KZ Verband Wien
31. Juli 2025, 17 Uhr
Herrengasse 7 (BMI), 1010 Wien
Kommt hin und zeigt eure Solidarität!