Bericht zur Gedenkfeier in Oberwart am 4. Februar 2025

Das rechtsterroristische Bombenattentat, bei dem vier Roma – Karl Horvath, Josef Simon, Peter Sarközi und Erwin Horvath – am 4. Februar 1995 ihr Leben verloren, jährte sich zum 30. Mal. Zur Gedenkfeier lud die Romapastoral der Diözese Eisenstadt, welche auch in den vergangen Jahren die Veranstaltung organisierte.

Das Programm begann in der Oberwarter Bildungsanstalt für Elementarpädagogik mit einer Begrüßung und verschiedenen Grußbotschaften und Rede- sowie musikalischen Beiträgen. Im Anschluss zog ein Gedenkmarsch, begleitet von der burgenländischen Polizeikapelle, zu den beiden Denkmälern, wo ein ökumenischen Gebet und Grußworte von Vertretern aus Kommunal-, Landes- und Bundespolitik folgten. Die Veranstaltung endete mit einer Kranzniederlegung. Im Anschluss luden die Veranstalter*innen zu Getränken und Abendessen in einer dafür vorbereiteten Unterführung ein.

Für uns war die Veranstaltung einerseits beeindruckend und bewegend: Die Beteiligung und Anteilnahme der Menschen in Oberwart und Umgebung war deutlich spürbar. Die Gedenkfeier wurde von sehr unterschiedlichen Gruppen und Menschen getragen und besucht. Stefan Horvath, der Vater des ermordeten Peter Sarközi, zeigte mit seiner Lesung die Kontinuitäten des Antiziganismus auf, die sich an seiner eigenen Biographie verdeutlichen und weit darüber hinaus wirken. Er kritisierte die Abwesenheit der Opfer des Porajmos, den Völkermord der Nationalsozialisten an den europäischen Sinti*zze und Rom*nja, in der österreichischen Erinnerungskultur. Schüler*innen setzten sich mit den gesellschaftlichen Reaktionen im Zuge des Attentats von Oberwart auseinander und zeigten anhand einer kritischen Revision von polizeilichen Ermittlungsprotokollen rassistische Muster und blinde Flecken auf.

Gleichzeitig zeigte sich an der Gedenkfeier in Oberwart auch kritikwürdige Elemente des Gedenkens. Ritualisierte und phrasenhafte Grußworte von Politiker*innen, die ihre eigene Arbeit hervorhoben, statt die Namen der Opfer zu nennen, die unkritische Verwendung des „Rasse“-Begriffs bis hin zur Entpolitisierung des rechtsterroristischen Anschlags als unvermeidbare Tat eines psychisch Kranken zeigen deutlich, dass der aktuelle gesellschaftliche Umgang mit dem rechtsextremen Terror der 1990er-Jahre noch immer Kritik und Kontextualisierung braucht.

Die Gedenkveranstaltung findet jedes Jahr statt und ist aus Wien mit dem Bus gut erreichbar. Wir freuen uns, dass sich mit uns einige Interessierte aus Wien an der Veranstaltung beteiligten und wollen dazu ermutigen, die Gedenkveranstaltungen der nächsten Jahre erneut gemeinsam zu besuchen!


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