Unser Redebeitrag am antifaschistischen Budenbummel, 14.02.2024
Von 1993 bis 1996 wurden 25 Briefbomben verschickt und 3 Rohrbomben gelegt. Dabei wurden 11 Menschen verletzt, und am 4. Februar 1995 vier Menschen getötet: Peter Sarközi, Josef Simon, Erwin Horvath und Karl Horvath.
Nachdem im August 1994 die erste Rohrbombe in Klagenfurt explodiert ist, hatten sie eine Befürchtung die weder von der Polizei noch von sonst jemandem ernst genommen wurde. Ab September 1994 sprachen sie davon, sie hätten das Gefühl, die Oberwarter Rom*nja-Siedlung in der sie wohnten, werde beobachtet.
In der Nacht auf den 5. Februar gehen die vier aufgrund ihrer Befürchtung auf Patrouille. Dieselbe Nacht, in der eine Rohrbombe unter einem Schild mit rassistischer Aufschrift platziert wird. Als die vier das Schild entfernen, werden sie von der detonierenden Bombe getötet.
Ihr fragt euch vielleicht, warum wir ausgerechnet heute am Budenbummel darüber reden:
Weil Burschenschaften und die von Burschenschaftlern durchsetzte FPÖ im Rechtsterror der 90er Jahre eine zentrale Rolle gespielt haben.
Beim Betrachten dieser politischen Verstrickungen in den rechten Terror bröckelt schnell die weit verbreitete Einzeltäter-These, die damals schon als einzige Erklärung im öffentlichen Narrativ verwendet wurde. Auch heute ist sie rund um den Briefbombenterror immer noch weit verbreitet.
Beim genaueren Betrachten haben nämlich Burschenschafter und die FPÖ, allen voran Jörg Haider, die ideologische Basis für die Anschläge gelegt. Sie haben das rassistische Klima geschaffen, welches den Briefbombenterror mit den vier Toten erst hervorgebracht hat.
Die rassistische, aus dem burschenschaftlichen Milieu der FPÖ stammende Zeitschrift „AULA“, spielte hier eine zentrale Rolle. In einer Ausgabe 1994 verbreitete dort der Burschenschafter Nikolaus von Peradovich von der Grazer Germania seine kruden rassistischen Theorien. Er behauptet bei den Rom*nja handle es sich um „die Angehörigen einer wandernden ethnischen Minderheit indischer Herkunft“.
Ein Jahr danach stand die Parole „Roma zurück nach Indien“ auf dem Schild der Sprengfalle in Oberwart.
Nachdem das DÖW auf Ähnlichkeiten zwischen den Bomben-Bekennerbriefen und Texten in der AULA hinwies, kam es bei der Zeitschrift zu Hausdurchsuchungen und zur Beschlagnahme der Abonnent*innenkartei.
Dies veranlasste wiederum die FPÖ dazu, für die AULA in die Presche zu springen. Damaliger FPÖ Obmann war der bereits erwähnte Jörg Haider. Haider war in der schlagenden Wiener Burschenschaft Silvania und großer Freund der AULA. Um die AULA und das gesamte extrem rechte Spektrum zu verteidigen, begann die FPÖ eine Verschwörungserzählung zu spinnen. Sie versuchten allen Ernstes, den Briefbombenterror als linksextrem zu framen.
Das bedeutete ganz konkret, dass die FPÖ die Aufklärung des Terrors behinderte. Statt ordentlich zu ermitteln, war die Polizei jetzt mit den Folgen falscher, von der FPÖ gelegten Fährten beschäftigt.
Durch diese Behinderung der Polizeiarbeit, während die Anschläge immer noch weiter gingen, war die FPÖ rund um Burschenschafter wie Jörg Haider oder Andreas Mölzer aktiv daran beteiligt, rechten Terror nicht nur ideologisch, sondern auch ganz praktisch zu unterstützen!
Ein weiteres Beispiel für die Verstrickungen des burschenschaftlichen Milieus in den Briefbombenterror ist der Neonazi Günther Rehak. Dieser wird in einem Sprachgutachten mit 83 prozentiger Sicherheit als einer der Mitverfasser eines Briefbomben-Bekennerschreibens genannt. Rehak beteiligte sich an der von der FPÖ konstruierten Verschwörungserzählung und meinte nicht er, sondern das DÖW habe die Bekennerschreiben formuliert.
Bis heute ist Günter Rehak gern gesehener Referent bei diversen Burschen- und Mädelsschaften, etwa der Wiener Mädelsschaft Freya, der Wiener Burschenschaft Olympia, der Münchner Burschenschaft Danubia oder der Vereinigung Alter Burschenschafter in Österreich.
Das sind einige Beispiele, die uns zeigen, welche Gefahr von Burschenschaftern ausgeht: Der Briefbombenterror entstand nicht im luftleeren Raum, er war nicht das Werk eines einzelnen. Vielmehr entstand er in einem rassistischen Klima, das ganz maßgeblich von der FPÖ und von Burschenschaftern geprägt war. Darüber hinaus leisteten mehrere Personen aus dem burschenschaftlichen Milieu aktive Unterstützungsarbeit, etwa durch die Behinderung der Polizeiarbeit.
Deshalb: Burschenschafter haben mitgebombt!
Wir wollen unseren Redebeitrag beenden, wie wir ihn angefangen haben: mit dem Erinnern an die viel zu kurzen Leben von Peter Sarközi, Josef Simon, Erwin und Karl Horvath.
Sie waren 1995 auf Streife gegangen, weil niemand ihren Befürchtungen glaubte.
Es ist an uns, die Fehler nicht zu wiederholen, selbst die Augen nicht zu versperren vor einer Gefahr von Rechtsextremen. Vor einer Gefahr, die vom rassistischen Gedankengut der hier im 8. Bezirk ansässigen Burschenschaften ausgeht. Die Burschenschaften, die jeden Mittwoch auf der Uni Rampe aufmarschieren, sind die Gesinnungs-Kameraden der Terroristen der 90er Jahre.
Wir müssen Betroffenen von Rassismus und rechtem Terror zuhören, sie ernst nehmen und unterstützen. Oberwart hat gezeigt, dass der österreichische Staat nicht vor rechtem Terror schützt.
Deshalb müssen wir den Antifaschistischen Selbstschutz organisieren.
Und: Wir dürfen weder Vergeben, noch Vergessen.